Schmerzen beim Drehen, Abspreizen, Heben?
Wie eine Verletzung der Rotatorenmanschette in Ihrer Schulter zu behandeln ist
Zwei Männer treffen sich an der Kaffeestation in der Klinik. Beide tragen an der rechten Schulter einen Schlingenverband, bei beiden wurde ein Riss (medizinisch: Ruptur) der Rotatorenmanschette korrigiert. Doch ist die Ursache ihrer Verletzungen sehr unterschiedlich:
Der ältere Herr ist Mitte 60 und litt schon lange an der Bewegungseinschränkung und Kraftlosigkeit im Arm. Doch erst nachdem er sich die Schulter eines Morgens empfindlich am Türrahmen angestoßen hatte, setzten Schmerzen ein, die ihn schließlich zu dem Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin Prof. Dr. Felix Zeifang führten.
Bei dem jüngeren Mann nebenan (38 J.) liegt der Fall ganz anders: Der begeisterte Skifahrer stürzte während einer rasanten Abfahrt frontal auf die rechte Schulter. Er wurde schon zwei Tage später mit starken Schmerzen zum Experten für Schulter- und Ellenbogenchirurgie, Prof. Dr. Zeifang, gebracht.
Trauma (z. B. Sportunfall) oder Degeneration (Verschleißerscheinung):
In beiden Fällen kann die Rotatorenmanschette verletzt werden
Der Schulterexperte: »Einen frischen Riss in einem der Muskeln und der Sehnen, die rund um das Schultergelenk die Rotatorenmanschette bilden, können wir in Schlüssellochtechnik in der Regel gut nähen. Je nach Sachlage werden auch minimal-offene Techniken mit dem arthroskopischen Eingriff kombiniert. Schon ab dem ersten Tag nach einer Sehnenrekonstruktion wird die Schulter wieder bewegt, zunächst für ca. sechs Wochen ausschließlich passiv, im Rahmen einer Reha-Maßnahme bzw. Physiotherapie.«
Häufiger als durch Unfälle im Sport kommt es zu Verletzungen als Folge von Verschleißerscheinungen. Einerseits sind die Sehnen schlechter durchblutet als in jungen Jahren, andererseits kann durch knöcherne Sporne am vorderen oder seitlichen Schulterdach ein Impingement-Syndrom entstehen. Im Verlauf werden die Sehnen zerfasern, Risse bekommen und schließlich sogar ganz reißen.
Die Spezialisten werden, falls physiotherapeutische Behandlungen nicht nachhaltig greifen, in einem Eingriff den knöchernen Engpass beseitigen, evtl. auch den verklebten Schleimbeutel lösen bzw. entfernen und die Sehnenstruktur nähen.
Gut zu wissen: Die erfahrenen Arthroskopeure können auch bei älteren Verletzungen durch spezielle Nahttechniken die Zentrierung des Gelenks wieder herstellen.
In weiter fortgeschrittenen Stadien kann eine vollständige Naht der Rotatorenmanschette nicht mehr möglich sein. Schon das MRT kann hierauf hinweisen, wenn etwa eine ausgeprägte Retraktion der rupturierten Sehne vorliegt, sich die Sehne also zurückgezogen hat, oder wenn eine Verfettung bzw. Verschmächtigung (Hypotrophie) des betroffenen Muskelbauchs erkennbar ist.
Der Operateur wird während des Eingriffs entscheiden, ob ein Teilverschluss (‘margin convergence’) oder ein alleiniges Debridement angezeigt ist.
Bei Patienten unter 70 Jahren kann bei nicht rekonstruierbarer Rotatorenmanschetten-Naht statt einer Sehnennaht auch über die Möglichkeit des Sehnentransfers (Latissimus dorsi transfer) nachgedacht werden. Hier sind sehr gute Langzeitergebnisse verzeichnet! Die Verwendung von Sehnenpatches, die als Ersatz in die Sehnenruptur eingenäht werden, hat sich bisher nicht durchsetzen können. Neuerdings steht mit einem Platzhalter, der arthroskopisch unter das Schulterdach eingebracht wird (InSpace™Ballon) ein weiteres Therapieverfahren zur Verfügung.