10 Jahre Ethianum
DAS VISIONÄRE ENERGIEKONZEPT DES ETHIANUM
Ein Gespräch mit Ralf Brenneisen, dem Leiter Facility Management – seit der Planungsphase.
Brenneisen: ‚Das Besondere und das Visionäre an unserem Konzept war und ist, dass wir – außer dem vollständigen Verzicht auf eine Brennstelle – nicht nur die Vorzüge der Erdwärme nutzen, sondern auch die Erdkühle. In der Sommerzeit schalten wir die Wärmepumpe sozusagen einfach um, und versorgen uns mit Kälte, die wir in erheblichem Maße benötigen, nicht nur für die Kühlung der OP’s und der Serverräume sowie des gesamten Gebäudes, sondern insbesondere auch für die Radiologie mit dem MRT, das extrem viel Kälteenergie benötigt.’ Diese sehr effiziente Nutzung der Wärmepumpe spart uns neben der zusätzlichen Anlagentechnik in erheblichem Umfang elektrische Energie.’
Aber Wärmepumpen gab es auch vor dem ETHIANUM, auch schon im gewerblichen Bereich …
‚Sicher, im Bereich der konventionellen Gebäudewirtschaft. Aber für den medizinischen Bereich waren wir hier Vorreiter und Vorbild und sind es nach zehn Jahren immer noch. Und das weit über die Region hinaus. Wir haben regelmäßig Anfragen von Klinikbetreibern, die Neubauten planen und von unseren Erfahrungen profitieren möchten. Da stehen wir gerne zur Verfügung. Ich müsste lügen, wenn ich nicht zugäbe, dass ich auch ein bisschen stolz auf unsere Ergebnisse bin.’
Die da wären …?
‚Vom ersten Jahr an bis heute haben wir Jahr für Jahr unsere durchaus ambitionierten Planungen und Prognosen übererfüllt. Wir verbrauchen also noch weniger Energie, als wir angenommen hatten, obwohl wir seit geraumer Zeit alle Systeme ohne energiesparende Einschränkungen bis zum maximalen Bedarf fahren. Die Systeme arbeiten allesamt noch effizienter als gedacht. Unser gesamtes Haus verbraucht insgesamt im Durchschnitt weniger Energie als vergleichbare Institutionen allein mit der Röntgenabteilung.’
Und die sonstigen Emissionen?
‚Da im ETHIANUM keine Brennstelle existiert, lief der Betrieb von Anbeginn an ohne direkten CO₂ Ausstoß. Und bald wird auch unser Stromverbrauch zu 100% grün sein, d.h. ausschließlich aus Öko-Strom bestehen, was zum Gründungszeitpunkt aus wirtschaftlichen Gründen noch nicht darstellbar war, weil seinerzeit der zertifizierte Ökostrom noch erheblich teurer war. In diesem Jahr laufen nun unsere letzten langfristigen Lieferverträge aus, so dass wir komplett auf Öko-Strom umstellen werden. Dann haben wir auch dieses Ziel erreicht. Wir werden CO₂ neutral.’
Also, Job erledigt, Sie können sich in Ruhe zurücklehnen …?
‚Ach, mir wird nicht langweilig, es gibt genug zu tun, auch wenn unsere Grundversorgung nach wie vor optimal funktioniert, so dass wir davon ausgehen, dass wir hier noch einige Jahre nicht investieren müssen.
Was wir seit geraumer Zeit im Auge haben und in diesem Jahr nun angehen, ist der Austausch aller einzelnen Lichtquellen durch LED-Technik. Wir wollten nur den richtigen Zeitpunkt der Entwicklung der Lampentechnik und der Marktpreise abwarten, der uns nun gekommen scheint. Nach unserer aktuellen Berechnung dürfte sich diese Investition bereits in 14 Monaten amortisiert haben …’
Die Schlussfrage, die muss sein – nach zehn Jahren: was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?
‚Die Frage hab’ ich ein bisschen ‚befürchtet’. Auch mit Nachdenken: nichts, nicht viel zumindest. Wir waren schon sehr zuversichtlich und mutig. Ich merke das an den Reaktionen und der Bestätigung durch andere Fachleute, die sich mit dem Themenkomplex beschäftigen.’