Wenn das Knie einfach wegknickt
Knie-Instabilität: Ursachen, Diagnostik und Behandlung
So etwas können Sie ja überhaupt nicht gebrauchen: Ihr Knie knickt beim Treppensteigen einfach weg. Das ist nicht nur schmerzhaft, es kann in Situationen wie beim Bergsteigen auch richtig gefährlich werden.
Die Ursachen für eine Knie-Instabilität sind vielfältig, und entsprechend viele Möglichkeiten der Behandlung bieten sich vermeintlich an. Deshalb ist eine umfassende und genaue Diagnostik bei instabilen Knien essentiell, um die richtigen therapeutischen Schritte einleiten zu können.
Kreuzbänder, Seitenbänder und Menisken sorgen für Stabilität
Im Kniegelenk ermöglichen kunstvolle anatomische Gegebenheiten, dass wir z. B. beim Tanzen oder Schlittschuhlaufen komplizierte Bewegungen machen können und sowohl die Stabilität als auch ein hohes Maß an Mobilität gewährleistet sind.
Im Zentrum des Knies liegen zwei sich überkreuzende Bänder: das vordere und das hintere Kreuzband. Diese beiden Bänder haben für die Stabilität des Gelenks eine herausragende Bedeutung. Damit das Knie in der Spur bleibt und exakt geführt wird, sind ferner das innere und das äußere Seitenband sehr wichtig. Sowohl die Kreuzbänder als auch die Seitenbänder verbinden den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein.
Weitere wichtige Bestandteile des Knies, die für Stabilität sorgen, sind die beiden Menisken. Zwischen Ober- und Unterschenkelknochen befindet sich jeweils innen und außen ein Meniskus. Dieser besteht aus festerem Faserknorpel und hat etwa die Form eines »C«. Die Menisken übertragen die Last vom Ober- auf den Unterschenkel und sie stabilisieren das Knie während der Beugung, Streckung und bei Kreisbewegungen. Das gesamte Kniegelenk ist von einer Gelenkkapsel umgeben.
Durch Verschleiß, hier vor allem bei den Menisken oder auch durch akute Verletzungen – vor allem der Kreuzbänder und der Seitenbänder, seltener bei den Menisken – kann dieser Kapselbandapparat so geschädigt werden, dass das Knie instabil wird.
Mediziner unterscheiden drei Formen der Knie-Instabilität
1. Die einfache Knie-Instabilität liegt vor, wenn nur eines der oben genannten Elemente des Knies verletzt oder geschädigt ist, wenn also etwa lediglich ein Außenband gerissen ist.
2. Patienten mit einer komplexen Knie-Instabilität haben sich mehrere Bänder gleichzeitig gerissen und darüber hinaus zum Beispiel noch die Kapsel beschädigt.
3. Eine chronische Knie-Instabilität erstreckt sich über viele Jahre. Hier ist es nicht mehr möglich, gerissene Seitenbänder zu nähen.
Erfajhrene Fachleute kennen die zahllosen Schilderungen aus der Praxis: Instabile Knie verursachen diffuse Schmerzen. Außerdem berichten die Patienten häufig davon, dass ihr betroffenes Knie beim Laufen oder Treppensteigen urplötzlich wegknickt. All dies sind erste wichtige Hinweise für die weiteren Diagnoseschritte.
Diagnostik bei Knie-Instabilität
Um genau herauszufinden, welches Problem den Patienten ins ETHIANUM Heidelberg geführt hat, gehen die Fachärzte diagnostisch in mehreren Schritten vor: Zuhören, zusehen, anfassen, bildgebende Verfahren.
Häufig geben die Erfahrungen, die Sie in der Knie-Sprechstunde schildern, bereits wichtige Hinweise auf die Ursachen der Beschwerden: Haben sich die Schmerzen peu à peu eingeschlichen oder gab es diesen einen Moment beim Tennisspielen, bei dem es Ihnen quasi ‘ins Knie hineingefahren ist’? Wie äußern sich die Beschwerden jetzt, wann tauchen sie auf?
Das genaue Hinsehen gibt dem Knie-Spezialisten weitere wichtige Hinweise. So führen gerissene Innenbänder zu X-Beinen, gerissene Außenbänder lassen den Patienten mit O-Beinen vor dem Mediziner stehen.
Beim Abtasten erkennt der Mediziner schmerzhafte Stellen und ihre Umrisse, er kann manchmal abgelöste Knorpelteile lokalisieren und eine innere Anschwellung (Erguss) aufspüren. Im nächsten Schritt wird die Beweglichkeit des Knies getestet: Lässt es sich frei und normal bewegen oder kann man mit dem Knie Bewegungen und Drehungen machen, für die es von Natur aus gar nicht geschaffen ist? Hinweise auf die Stabilität des Kniegelenks bekommt der untersuchende Arzt, indem er Ober- und Unterschenkel vorsichtig gegeneinander bewegt. Die Stabilität des Knies gibt wichtige Hinweise auf die weiteren Behandlungsschritte.
Bildgebende Verfahren:
/ Ultraschall des Kniegelenks
Mithilfe von Ultraschall lassen sich Zysten in der Kniekehle orten, chronische Entzündungen der Kniescheibensehne diagnostizieren und Muskelverletzungen erkennen. Das Verfahren ist gut geeignet, um Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk ausfindig zu machen.
/ Röntgen des Knies
Auf Röntgenbildern lassen sich Form und Struktur von Knochen sehr gut darstellen. Es ist ein bewährtes Verfahren, um eine Kniearthrose zu diagnostizieren. Optimale Aussagekraft bekommen Röntgenbilder, die im Stehen gemacht werden. Denn nur unter der natürlichen Belastung durch das Körpergewicht geben die Bilder Auskunft über den Zustand des Gelenks. Da Röntgenstrahlen eine körperliche Belastung mit sich bringen, sollten Röntgenbilder des Knies nur in medizinisch notwendigen Fällen erstellt werden.
/ Kernspintomografie des Knies
Die Master-Methode der bildgebenden Verfahren: Mit der Magnetresonanztomografie erzielte Bilder geben einen umfassenden Einblick ins Kniegelenk. Die Methode basiert auf der Verwendung von starken magnetischen Feldern, kommt also ohne Belastung durch Röntgenstrahlen aus.
Die Magnetresonanztomografie wird mit MR oder MRT abgekürzt. Ein anderer Ausdruck für dieses Verfahren ist Kernspintomografie (häufig wird auch einfach nur von Kernspin gesprochen). Der ultramoderne MRT am ETHIANUM erzeugt Schnittbilder des Knies, die umfassende Informationen liefern über den Zustand von Meniskus, Knorpel und Bändern.
Mehr über den Nutzen eines MRT lesen Sie hier
/ Arthroskopie des Kniegelenks
Unter Arthroskopie oder auch Kniespiegelung versteht man die Untersuchung und Behandlung eines Gelenks mittels spezieller, kleiner Instrumente.
Die Arthroskopie weist zwei Besonderheiten auf: Zum einen geschehen Diagnostik und Behandlung in einem Arbeitsschritt, zum anderen sind hierfür nur winzige Schnitte am Knie notwendig.
So läuft eine Kniegelenk-Arthroskopie ab
Die Therapie bei Knie-Instabilität
Wie genau die Therapie bei einer Knie-Instabilität aussieht, hängt zum einen vom Ergebnis der Diagnose ab. Zum anderen sind aber auch Ihr Lebensstil und Ihre Pläne für die Zukunft ganz entscheidend, ob man zum Beispiel ein gerissenes Kreuzband konservativ oder im Rahmen einer Operation behandeln wird.
Da ein gerissener Meniskus nicht von alleine wieder verheilt, ist hier in den meisten Fällen eine Operation des Meniskus notwendig. Kleinere Risse bei sportlich nicht sehr aktiven Patienten kann man auch ohne Operation behandeln.
Die Therapie bei gerissenen Seitenbändern
Nicht immer muss der Mediziner im Fall von gerissenen Seitenbändern etwas unternehmen, da Seitenbänder auf der Innenseite meist von alleine heilen, lehrt die Erfahrung. Dagegen führt bei einem gerissenen Außenband kein Weg an einer Operation vorbei.
Ist die Verletzung frisch, liegt also nicht länger als zwei oder drei Wochen zurück, näht der Knie-Spezialist die beiden Enden einfach wieder zusammen. Ist der Riss schon älter, muss ein Ersatzimplantat die Funktion des Außenbandes übernehmen.

/ Physiotherapie - Praxis
Es ist nur ein kurzer Weg zur begleitenden Therapie oder Reha nach einem orthopädischen Eingriff: die Physiotherapie im ETHIANUM. Termine unter 06221 8723-473
Die Physiotherapie im ETHIANUM