Operation Hüftgelenk-Endoprothese
Infos zum künstlichen Hüftgelenk, den Implantaten, zur OP mit der AMIS-Technik und mehr
Sie besuchen Veranstaltungen nur, wenn Sie ganz in der Nähe parken können? Der Städtetrip fällt aus, weil Sie das Besichtigungsprogramm nicht absolvieren können? Die Arthrose plagt Sie bei jedem Schritt?
Ein Leben ohne Mobilität ist bei weitem schlimmer als die Operation Hüftgelenk-Endoprothese, also die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks, besonders wenn die Implantate mit der minimal-invasiven AMIS-Technik eingesetzt werden.
Infos finden Sie hier, direkt von unserem Spezialisten für Knie- und Hüft-Endoprothetik, Prof. Dr. med. Jörg Holstein. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist Protagonist für die AMIS Technik bei der Totalendoprothese (TEP) und erläutert, wie der Gelenkersatz mit diesem Verfahren besonders schonend für Muskeln und Nerven implantiert wird.
- Grundsätzliches: Was ist die Hüftgelenksarthrose?
- Welche konservativen Therapieansätze gibt es bei Hüftarthrose?
- Diagnose: Wann ist die Zeit reif für ein künstliches Hüftgelenk?
- Wie sieht die Hüftgelenk-Endoprothese aus?
- Der Weg zum künstlichen Hüftgelenk: die vier OP-Zugänge zum Gelenk
- Ein Schritt weiter: Die minimal-invasive AMIS-Technik (DAA)
- Fragen und Antworten zur AMIS-Technik
Diagnose: Wann ist die Zeit reif für ein künstliches Hüftgelenk?
In erster Instanz ist Ihr Befinden entscheidend: Wenn Sie Schmerzen haben bei Drehbewegungen, beim Anziehen von Schuhen und Strümpfen, wenn das Nägel schneiden zu beschwerlich ist, wenn der Ein- und Ausstieg in und aus dem Auto kaum noch möglich ist oder wenn die Gehstrecke, die Sie schmerzfrei zurücklegen können, minimal wird – dann sind das typische Signale:
Sie sollten ernsthaft über ein künstliches Hüftgelenk nachdenken, um Ihre Lebensqualität wieder zu erhöhen. Konsultieren Sie Prof. Dr. Holstein, um herauszufinden, welche Optionen Sie haben – auch im konservativen Bereich, also ohne OP. Informationen dazu finden Sie auf unserer Seite zur Arthrose bzw. Konservative Behandlungsansätze bei Arthrose.
Der Endoprothetik-Spezialist: »Eine sinnvolle und erfolgreiche Therapie setzt immer eine akkurate Diagnostik voraus. Auch in Zeiten der modernen Apparatemedizin stehen am Anfang jeder Diagnostik eine sorgfältige Anamnese, also das offene Gespräch mit dem Patienten, und die körperliche Untersuchung.«
Um eine Verdachtsdiagnose wie die fortgeschrittene Hüftarthrose als Indikation für eine Hüftgelenk-Endoprothese abzuklären, stehen am ETHIANUM moderne bildgebende Verfahren einschließlich 3-T MRT zur Verfügung. Oft sind Ultraschall- und Röntgenaufnahmen ausreichend, um eine zuverlässige Diagnose stellen zu können. Gelegentlich ist es erforderlich, zur weiteren Abklärung einer Verdachtsdiagnose und zur Therapieplanung zusätzliche schnittbildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) anzuwenden.
Ist zu ersehen, dass das Stadium der Arthrose nicht mehr mit konservativen Maßnahmen zu therapieren ist, wird eine Gelenkersatz-OP mit der AMIS-Technik die Empfehlung des Spezialisten sein. Mit einer speziellen Software wird vor der Implantation eines künstlichen Hüftgelenks auf der Röntgenaufnahme die korrekte Position und Größe der Endoprothese präzise geplant. Das Vorgehen erklärt Prof. Dr. Holstein seinen Patienten genau.
Wie sieht die moderne Hüftgelenk-Endoprothese aus?
Durch eine Arthrose sind vor allem der Knorpel und der angrenzende Knochen des Hüftkopfes und der Hüftgelenkspfanne zerstört. Entsprechend müssen diese Strukturen durch das künstliche Gelenk ersetzt werden und die gleichen Funktionen übernehmen wie das gesunde, natürliche Gelenk.
Etabliert haben sich Endoprothesen-Modelle, bei denen ein künstlicher Keramik-Hüftkopf auf einen Titanschaft gesteckt wird, der im Oberschenkelknochen verklemmt wird (‘Pressfit-Implantationstechnik’). Die künstliche Hüftgelenkspfanne ist ebenfalls aus Titan und wird pressfit im Beckenknochen verankert.
In die künstliche Hüftgelenkspfanne wird ein sogenanntes Inlay eingefügt, das aus ultrahoch-vernetztem Polyethylen oder aus Keramik besteht. Ähnlich wie Knorpel besitzen diese Materialien sehr gute Gleiteigenschaften, so dass kaum Reibung zwischen den neuen Gelenkpartnern auftritt.
Zusammengefasst besteht das künstliche Hüftgelenk also aus vier Komponenten:
- Einem Titanschaft, der im Oberschenkel verankert wird
- Einem Keramikkopf, der auf den Titan-Hüftschaft aufgesteckt wird
- Einer Titanpfanne, die im Beckenknochen verankert wird
- Einem Keramik- oder Polyethylen-Inlay, das in die Titanpfanne eingesetzt wird
Bei schlechter Knochenqualität, zum Beispiel als Folge einer Osteoporose, können der Endoprothesen-Schaft oder die Endoprothesen-Pfanne alternativ zur Pressfit-Implantationstechnik mit Knochenzement (Pallacos) im Oberschenkel-, bzw. Beckenknochen verankert werden. Ziel beider Techniken ist, die Endoprothese so stabil im Knochen zu verankern, dass Sie unmittelbar nach der Operation mit vollem Körpergewicht auftreten und laufen können. Die genaue Positionierung und Größe der Prothesenkomponenten wird (siehe Bild oben) vor der Operation auf speziellen Röntgenaufnahmen exakt geplant.
Wege zum künstlichen Hüftgelenk
Um eine Hüftgelenk-Endoprothese implantieren zu können, muss der Operateur zunächst einmal durch die umgebenden Weichteilstrukturen (Haut, Bindegewebe, Muskulatur, Faszien, etc.) zum Hüftgelenk gelangen. Mindestens genauso wichtig wie die korrekte Implantation des Gelenks ist hierbei für den Operationserfolg die Technik des operativen Zuganges.
Die OP: Vier Zugänge zum Hüftgelenk sind für die Implantation einer Endoprothese etabliert
/ Der dorsale (hintere) Zugang
Der dorsale Zugang führt durch die Gesäßmuskulatur und durch eine Muskelgruppe, die das Bein nach außen dreht (Außenrotatoren), von hinten zum Hüftgelenk.
Über diesen Zugang gelangt man schnell zur Hüfte und hat während der Operation einen guten Überblick. Leider werden die Gesäßmuskulatur (Musculus gluteus maximus) sowie die Außenrotatoren (siehe * im Bild) während des Zugangs geschädigt. Dies kann zu einer muskulären Schwäche führen und somit die Rehabilitation nach der Operation verzögern beziehungsweise beeinträchtigen. Außerdem besteht bei diesem Zugang später ein erhöhtes Risiko für eine Gelenkluxation (Ausrenken oder Herausspringen des künstlichen Gelenks).
/ Der laterale (seitliche) Zugang
Dieser Zugang führt durch die seitlichen Hüftstabilisator-Muskeln (Abduktoren) zum Hüftgelenk.
Ähnlich wie beim hinteren Zugang gelangt man über den seitlichen Zugang schnell zur Hüfte und hat als Operateur eine gute Einsicht in das Gelenk.
Allerdings wird auch durch den seitlichen Zugang eine ganz wichtige Muskelgruppe, nämlich die Abduktoren-Gruppe (hier erkennbar: Musculus gluteus medius) geschädigt. Somit birgt der seitliche Zugang zur Hüfte ähnliche Nachteile wie der hintere Zugang: Eine muskuläre Schwäche verzögert die Rehabilitation und kann eine Gelenkluxation begünstigen.
/ Der anterolaterale (vordere seitliche) Zugang
Dieser Zugang führt nicht durch die Muskulatur, sondern zwischen einzelnen Muskeln (Musculus tensor fasciae latae und Musculus gluteus medius) zum Hüftgelenk. Der anterolaterale Zugang ist somit prinzipiell schonender als der hintere und seitliche Zugang.
Um eine gute Übersicht über das Hüftgelenk zu erhalten, ist es allerdings erforderlich, den wichtigen seitlichen Hüftstabilisator-Muskel (Musculus gluteus medius) mit Haken zur Seite zu halten. Oft wird hierdurch der Muskel verletzt, was wiederum die Rehabilitation nach der Operation beeinträchtigt. Studien konnten zudem zeigen, dass durch die Haken häufig der Nerv verletzt wird, der den sogenannten Sprintermuskel (Musculus tensor fasciae latae) innerviert, was wiederum nach der Operation zu einer teilweisen Beinschwäche führen kann.
/ Der anteriore (vordere) Zugang
Ähnlich wie der anterolaterale Zugang führt der anteriore Zugang nicht durch die Muskulatur, sondern zwischen verschiedenen Muskeln (Musculus sartorius und Musculus tensor fasciae latae) zum Hüftgelenk. Eine Besonderheit: Hier kreuzen keine Nerven das Zugangsareal. Studien belegen, dass der vordere Zugang mit dem geringsten Risiko für Muskelschädigungen und Gelenkluxationen einhergeht. Somit ist der anteriore Zugang eine besonders schonende Zugangstechnik.
Ein Schritt weiter: Die minimal-invasive AMIS-Technik (DAA)
Minimal-invasive Operationstechnik bedeutet im Zusammenhang mit einem künstlichen Hüftgelenk nicht nur möglichst kurze Hautschnitte, sondern vor allem die Schonung wichtiger funktioneller Körperstrukturen, insbesondere Muskeln und Sehnen. Hierbei stellt die AMIS-Technik (Anterior Minimally Invasive Surgery) alias DAA (Direct Anterior Approach) eine konsequente Weiterentwicklung des anterioren, also vorderen Zuganges dar.
Prof. Dr. Holstein: »Durch die Anwendung spezieller Instrumentarien sowie eines besonderen Operationstisches wird das Risiko von Muskel- oder Nervenverletzungen während des Eingriffs minimiert: Der Blutverlust ist bei diesem OP-Verfahren sehr gering und das Risiko einer Gelenkluxation ist minimal.«
Aktuelle Studien konnten nachweisen, dass Patienten, die mit der AMIS-Technik operiert werden, weniger Blutverlust erleiden, früher das Krankenhaus verlassen können, schneller mobil sind und seltener unter Komplikationen wie Gelenkluxationen leiden.
Studienbeispiele zur AMIS-Technik
- Gollwitzer H.
The minimally invasive AMIS technique for total hip replacement.
Orthopäde 2018 - Bremer AK, Kalberer F, Pfirrmann CW, Dora C.
Soft-tissue changes in hip abductor muscles and tendons after total hip replacement: comparison between the direct anterior and the transgluteal approaches.
J Bone Joint Surg Br 2011 - Matta JM, Shahrdar C, Ferguson T.
Single-incision anterior approach for total hip arthroplasty on an orthopaedic table.
Clin Orthop Relat Res 2005

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